Dabei sind sie so sehr beschäftigt, dass sie sich sehr einfach fotografieren lassen.
Orchideenblüte in den Wiesen
04. Mai 2022
Auf den Sommerwiesen blühen im Frühjahr und Frühsommer viele Orchideen, besonders zahlreich und auffällig ist das Lockerblütige Knabenkraut.
Wegen der Wintertrockenheit sind viele Pflanzen kleinwüchsiger, denn ausgerechnet diese braucht auf ihrem Standort im Winter sehr viel Wasser. Es ist einfach nur schön wie ein Garten Eden.
Ab Mitte Juni wird unsere Mutterkuhherde dort weiden, um dann kurz vor der Lese wieder auf die größere Weide hinter dem Château den zweiten Aufwuchs ab zu beweiden.
Der Wein
Der trockene Winter hat weiterhin Auswirkungen. Der Unterboden ist keinesfalls mit Feuchtigkeit gesättigt. Von den heftigen Niederschlägen der vergangenen Woche (immerhin 35 mm) ist im Boden nicht mehr viel da.
Die Vegetation zieht jetzt viel Wasser ab. Es zeichnet sich ein trockenes Jahr ab.
Das macht die mechanische Unkrautbekämpfung effektiv, weshalb wir
voraussichtlich bei den breiten Reihen auf Herbizide verzichten können; allerdings ist der Verschleiß der Schare sehr hoch (trockener Kies sorgt für Abrieb).
Das günstige Wachstumswetter gleicht den Froststress wieder aus. Die Jungpflanzen treiben jedes Jahr sehr früh aus und diese Triebe
sind im Spätfrost fast vollständig erfroren. Hier kommen nun die Reserveknospen gut raus. Bei den älteren
Reben kam es zu einem stocken des Austriebes und ungleicher Knospenentwicklung.
Hiervon ist nun nach zwei Wochen günstigem Wetter kaum etwas zu sehen. Sollten die Prognosen für die nächsten 10 Tage stimmen, hat sich dieses Thema auch erledigt.
Unsere Reben sehen gut aus!
Von Krankheitsdruck kann kaum die Rede sein. Der Echte Mehltau wird jedoch präsent sein, sobald die Blätter der Reben genug Schatten bieten. Zum Glück sind dafür die Vorsichtsmassnahmen relativ einfach.
Falscher Mehltau und Schwarzfäule sind im Moment kein Thema. Wir haben wieder Kontrollparzellen ganz ohne Pflanzenschutz vorgesehen. Dabei ist die erste Pflanzenschutzbehandlung ist sowieso noch nicht gemacht.
Auch zwischen den Reben blühen die Orchideen. Dies hier ist Bienenragwurz (Ophris apifera).
Frostschäden
04. April 2022
Unerwartet hatten wir Temperaturen von bis zu minus 4°C.
Niedrige Temperaturen waren angekündigt. Mit dieser Kälte hatten wir jedoch nicht gerechnet. Die Merlot-Reben waren auf einigen Parzellen in der frühen Phase des Austriebes.
Dort nahmen einige frühe Knospen Schaden, es ist jedoch nicht so, dass nicht alle Knospen einer Rebe betroffen sind. Auf den Ästen sind noch zwei bis drei unbeschadete Knospen.
Nur die neu bei-gepflanzten Reben aus dem letzten Jahr sind wegen ihres frühen Austriebes komplett erfroren und müssen nun aus Reserveknospen neu austreiben.
Unsere Lagen an der Gironde sind vom Frost nicht betroffen. Die Kälte konnte so aggressiv zuschlagen, weil es immer noch sehr trocken ist.
Seit Jahresanfang hatten wir kaum mehr als 20 mm Niederschlag – viel zu wenig.
Zu den Klimaveränderungen gehören nun auch diese Extrem-Wetterereignisse.
Durch den Rebschnitt in der Reihenfolge der Lagen sowie durch den Schnitt selbst haben wir schon Maßnahmen getroffen um mit der Spätfrostgefahr umgehen zu können – so gut es geht.
Das hat sich nun schon bewährt, denn es ist keine Rebe ganz vom Frost betroffen. Das hält den Schaden in Grenzen.
Wie groß die Einbußen letztlich werden, kann erst in ein paar Wochen beurteilt werden.
Es bleibt die Suche nach weiteren Kultur-Maßnahmen um sich dieser verändernden Situation anzupassen.
Winter 2021/22
Der Winter ist mild und bisher trocken.
Von den letzten Regenfällen im Dezember ist der Boden noch gut durchfeuchtet, wirklich nass ist es jedoch nicht.
Das lässt die Bodentemperaturen tagsüber schnell ansteigen und die Vegetation zeigt sich von den leichten Morgenfrösten um minus 1-2°C kaum beindruckt.
Einige Kräuter blühen bereits wie der Rosmarin im Bild unten. Zwischen den
Reben treibt der Klee schon aus.
Wir werden sehr früh mit der Bodenbearbeitung beginnen müssen, um den Bewuchs in
den Griff zu bekommen.
Die Veränderungen im Klima ziehen eine Anpassung der Rebenkultur unmittelbar nach sich. Derweil gehen der Rebschnitt und die Bindearbeiten gut weiter.
Im Chai bin ich mit der Assemblage von LASSUS 2020, CLOS DU MOULIN 2020 und
LE REYSSE 2019 fertig. Die drei Weine präsentieren sich sehr gut. Die Barriques wurden neu aufgestellt und der 2021er
Jahrgang ist nun zum Ausbau in den Barriques.
Beim Befüllen der Barriques fiel mir auf, dass die Fledermäuse sich in ihr Winterquartier zurückgezogen haben.
Die sind nun im Winterschlaf. Hierzu sondern sie sich von der Gruppe ab und hängen einzeln irgendwo gut versteckt im Chai.
Jetzt sind sie rundum eingepackt in ihren Flughäuten.
Im Winterschlaf ist der Stoffwechsel runtergefahren und ein schnelles aufwachen/davonfliegen ist nicht möglich. Deshalb sollten sie gut geschützt
an ihrer Stelle in Ruhe gelassen werden. Ein Foto sollte es dann aber doch werden, um den Vergleich zum ‚Sommerschlaf‘ zu zeigen.
Denn im Sommer hängen sie eng aneinander gekuschelt halb-wach und jederzeit bereit zum Abflug.
Oktober 2021
Vinifikation – Fermentation und Extraktion
Das Weinjahr geht versöhnlich zu Ende. Das typische Herbstwetter hatte schon den Cabernets außerordentlich gut getan.
Im Chai läuft die Vinifikation/Extraktion wie aus dem Lehrbuch.
Die Merlots boten schon eine positive Überraschung, jetzt sind die Cabernets überwältigend.
Qualitativ sind Cabernets für den Jahrgang 2021 die Rettung.
So läuft
bei mir die Vinifikation:
Die ‚vendange‘ (Maische) kommt ohne Zusatz von Sulfit in die Gärtanks. Standardmäßig wird Sulfit zugesetzt um Fehl-Fermentationen durch Bakterien zu verhindern.
Durch den Verzicht auf Sulfit gelingt mir eine präzisere Extraktion der Fruchtaromen mit deutlich mehr Komplexität. Das Risiko von Fehl-Fermentationen reduziere ich,
indem ich die Tanks zuvor mit CO2 befülle und die Hefen schon während des Befüllens der Maische zusetze, damit diese so schnell wie möglich ihren ‚Platz‘
einnehmen und andere Mikroorganismen zurück drängen.
Bei der Vinifikation Fermentation/Extraktion geht es darum den Zucker vollständig in Alkohol umzusetzen und die Farbstoffe/Anthocyane Tannine und Phenole aus den Traubenschalen zu extrahieren.
Beide Prozesse laufen parallel ab und werden mit Dichte-und Temperaturmessungen kontrolliert und mit überschwallen gesteuert. Um für die Extraktion möglichst viel Zeit zu bekommen
und so schonender zu arbeiten verzichte ich auf Luft-/Sauerstoffzusatz was die Fermentation insgesamt verlangsamt.
Da Zuckerstoffe schwerer sind als Wasser kann über das Volumengewicht des Maischesaftes der Zuckergehalt sehr präzise abgeschätzt werden. Eine Laboranalyse wird zusätzlich zum Anfang
der Fermentation als Bestätigung gemacht. Zu Beginn der Fermentation liegt das Volumengewicht meist zwischen 1.080 – 1.110 g le Liter. (Wasser hat ein Volumengewicht von 1.000 g le Liter.).
Dieses Volumengewicht reduziert sich kontinuierlich mit dem Fortschreiten der Fermentation. Die Hefen verstoffwechseln den Zucker zu Alkohol. Da Alkohol ein geringeres Volumengewicht
als Wasser hat, wird das Volumengewicht bis unter 1.000 g je Liter fallen. Parallel dazu steigt durch die Fermentation die Temperatur der Maische an. Ein grober Richtwert gibt an,
dass je 1 % Alkohol die Temperatur der Maische um 1°C ansteigt. Im Verlauf der Fermation, kann es dazu kommen, dass die Temperatur über das verträgliche Niveau für die Hefen ansteigt
(34-35°C gelten hier als kritisch für unsere Hefen). Ich lasse die Temperatur bis an die 35 °C ansteigen. Darüber hinaus wird es definitiv zu warm für die Hefen und sie drohen abzusterben,
was zu einem ‚Gärabriss‘ führt. Die Fermentation nach einem Gärabriss wieder in Gang zu bekommen, soll wegen der mit geringeren Zuckergehalte relativ schwierig sein.
Ein Gärabriss ist bei mir auch mit einem Temperaturanstieg der Maische auf 35°C noch nicht vorgekommen.
Zum Ende der Fermentation messe ich ein Volumengewicht von 993 g le Liter. Nun lasse ich mir wieder mit einer Laboranalyse den Zuckergehalt bestätigen. Der sollte unter 1 g Restzucker je Liter Wein liegen.
Die Größe der Gärtanks spielt bei der Vinifikation eine wichtige Rolle, da die Oberfläche, über die der Tank Wärme abgibt, im Verhältnis zum Volumen mit der Größe abnimmt.
Hieraus ergibt sich eine typische ‚Kinetik‘ der verschiedenen Tank-Größen und Formen, die bei der Extraktion zu berücksichtigen ist. Größere Tanks mit einem ausgeglichenen
Höhen- und Breitenverhältnis sind träge im Temperaturverlauf und meist vorteilhafter. Breitere Tanks bieten eine größere Kontaktfläche zwischen dem Tresterhut und dem Saft,
was die Extraktion begünstigt.
Aus den sich während der Fermentation verändernden Zucker/Alkoholgehalten sowie den Temperaturen ergeben sich direkte Auswirkungen auf die Extraktion. Zu Anfang wird mit einem Zucker-Wasser-Gemisch bei relativ
niedrigen Temperaturen extrahiert. Das Herauslösen der Extrakte ist mit diesen Gehalten nicht sehr effektiv. Deshalb werden zu Beginn der Fermentation vor allem Fruchtaromen aus den
Traubenschalen gelöst. Mit dem Fortschreiten der Fermentation bildet sich ein Tresterhut aus Trauben und Traubenschalen, die durch die Gasbildung im Tank an die Oberfläche aufsteigen.
Durch Überschwallen wir dieser Tresterhut regelmäßig mit dem sich bildenden Wein durchgespült. Mit der Dauer und dem Volumen des Überschwallens wird die Extraktion an dem Fortschreiten
der Fermentation ausgerichtet. Im Verlauf der Extraktion funktioniert der entstandene Alkohol als sehr starkes Lösungsmittel, hinzu kommen die höheren Temperaturen. Nun werden Farbstoffe
und Tannine intensiv aus dem Tresterhut herausgelöst. Der Fortschritt des Fermentationsprozesses wird ständig durch Dichte- und Temperaturmessungen verfolgt. Ebenso werden Proben regelmäßig
degustiert um sicherzustellen, dass keine strengen Tannine extrahiert werden. An diesen Verlauf wird die Extraktion durch Dauer und Volumen des Überschwallens ständig angepasst.
Mein Ziel der Extraktion ist ein typischer Médoc-Wein mit Frucht und stabiler Tanninstruktur zu bekommen, der nach der Milchsäuregärung und Abzügen tauglich für einen Barriqueausbau ist.
Oktober 2021
Gestern konnte ich den ersten Preis für ‚Équilibre Agro-Écologique‘ (Agro-Ökologischer Ausgleich)
für unsere Weiden entgegen nehmen.
Im Sommer hatte ich an diesem Wettbewerb des Parc Naturell du Médoc (PNR) mit unseren Sommerwiesen teilgenommen.
Der Botaniker der mit in der Bewertungskommission war ist ausgeflippt. Dabei waren das noch nicht einmal die enorme Anzahl an Orchideen, sondern sehr seltene Kleearten und
eigentlich unscheinbare Kräuter, die auch noch auf der roten Liste stehen. (Meine Kühe fressen die auch sehr gerne…). Dazu kamen noch die vielen Sumpfschildkröten,
das gesamte Landschaftsbild und schon bekamen unsere Wiesen den ersten Preis. Ich verstehe das auch als Würdigung für unsere naturnahe Wirtschaftsweise und dieser
wunderbaren Landschaft des Médoc.
Oktober 2021
Trauben-Lese - Stand vom 13. Oktober
Die Lese der Merlots ist fast abgeschlossen. Einige Lagen mussten wegen drohender Fäulnis geerntet werden. Das
Lesegut der ersten beiden Lese-Tage war qualitativ unter den Erwartungen.
Was danach gelesen wurde, zeigt sich überraschend gut. Die Vinifikation und Extraktion läuft
zügig. Nun haben wir seit Freitag letzte Woche die Lese unterbrochen,
da bei diesem herrlichen Herbstwetter die bisher gesund gebliebenen Lagen optimal weiter reifen können.
Voraussichtlich geht es morgen weiter, spätestens übermorgen - Freitag. Die Qualitätsentwicklung ist vielversprechend.
Zwischendurch war der Alexander Oetker (Schriftsteller) hier zu Besuch. Er zeigte lebhaftes Interesse an unserer Rebenkultur und Weinbereitung.
Eine willkommene Abwechslung.
September 2021
Der Sommer 2021 war sehr arbeitsintensiv. Die Witterungsverhältnisse erforderten eine ständige Nachjustierung.
Sämtliche Pflegemaßnahmen mussten sehr zeitnah an die Entwicklung der Rebenkultur ausgerichtet werden. Mitunter wichen die Pflegemaßnahmen weit vom Standardprogramm ab.
So zum Beispiel die Laubarbeiten die nur punktuell und sehr schonend durchgeführt werden konnten da der vegetative Pflanzenapparat doch sehr mit Falscher Mehltau (Mildiou),
Mehltau (Oïdium) und Schwarzfäule zu kämpfen hatte. Gewissermaßen haben diese Pilze die Laubarbeiten durch Dezimierung übernommen. Die regelmäßigen Niederschläge erschwerten
die der Begrünung unter den Reben.
Endlich in der ersten Augustwoche wurde das Wetter besser. Sehr schnell wurde es warm und mit ungewöhnlichen Ostwind auch richtig trocken. Von dieser Trockenheit sind unsere
Reben unbeeindruckt, da die Bodenstruktur während der Feuchteperiode eine hervorragende Drainage ermöglicht hat, was unbedingt erforderlich ist für ein gesundes Wurzelwachstum.
Die Traubenfärbung setzte Anfang August ein und war innerhalb von zwei Wochen weitgehend abgeschlossen. Damit wurde der Pilzdruck enorm verringert, da die gefärbten Trauben
gegenüber dem Mehltau immun sind und die älteren Blätter mit ihrer Wachsschicht auch sehr geschützt Die Pflanzenschutzmaßnahmen hatten wir schon im Verlauf des Juli reduziert
und auf sehr schonende Mittel umgestellt. Das mag angesichts der Witterung riskant erscheinen, ist jedoch machbar wenn die Rebenkultur stabil bleibt und gut beobachtet wird.
Nur so kann ich garantieren des unsere Weine frei von Rückständen der Pflanzenschutzmaßnahmen sind.
Die jungen Blätter in den Triebspitzen sind nun zwar dem Falschen Mehltau (Mildiou) schutzlos ausgeliefert und entsprechend befallen. In der Laubwand sind jedoch ausreichend
gesunde Blätter für die Photosynthese, die für die Reife der kommenden Wochen benötigt wird.
Die Traubenreife vollzieht sich mit dem sommerlichen Wetter sehr gut. Jetzt im September hatten wir an zwei Wochenenden Regenfälle von je 20 mm. Dies reduzierte die Zuckerkonzentrationen,
der Reifeprozess mit dem Säureabbau und Aufbau von Gerbstoffen und Anthocyanen wird davon jedoch eher positiv beeinflusst. Einzig die Botrytis/Traubenfäulnis ist nun eine ernste Gefahr.
Im Verlauf der Reife werden die Traubenhäute dünn, was dem Pilz bei Feuchtigkeit, den aktuellen Zuckergehalten und höheren Temperaturen Angriffsmöglichkeiten bietet.
Die sehr stabile Wetterlage um den Mondwechsel (Vollmond am 21.09.) lässt darauf hoffen, dass auch die kommenden Wochen günstiges Reife-Wetter
vorherrschen wird. Das wird sich hoffentlich so bestätigen.
Die Merlot-Beeren sind sehr groß. Das lässt vermuten, das die Gehalte an Gerbstoffen und Anthocyanen im Verhältnis zum Saft nicht sehr hoch sein werden. Die Cabernets sehen gut aus.
Angesichts dieser Situation wollen wir so lange wie nur möglich mit der Lese warten. Vorausgesetzt die Trauben bleiben gesund. Die Cabernets sind in ihrer Reifentwicklung den Merlots
nicht sehr weit hinterher. Die Lese wird voraussichtlich ohne große Unterbrechungen verlaufen.
Nun gilt es alles optimal vorzubereiten. Mit der ‚Vorlese‘ der unreifen Trauben / Grünlese und der Herrichtung der Rebanlagen sind wir fertig. Der Chai ist sauber und
die Lesemaschine aufgestellt und durchgecheckt. Die Tage vor dem Lesebeginn werden jedes Jahr von einer gewissen Anspannung begleitet. Der eine oder andere Kollege hat schon angefangen zu lesen.
Es ist wie jedes Jahr … da braucht es Nerven, ein gewisses Vertrauen in die eigene Risikoabschätzung und Glück. Jetzt geht es um das Qualitätspotential versus Mengensicherheit.
In ein paar Tagen geht es los.
Juni 2021
War der April kalt
und trocken wurde der Mai kalt und nass. Hier in Bégadan hatten wir 130 mm Niederschläge
und abends wärmte regelmäßig das Kaminfeuer. Krankheitsdruck kam nicht auf.
Die kühle Witterung verlangsamte die Entwicklung der Sporen des Falschen Mehltaus' (Mildiou) –
nochmal gut gegangen. Hier und da finden sich erste Infektionen von Schwarzfäule, da
werden wir vorsichtig. Der Wuchs der Triebe ist sehr heterogen. Jeder Meter Abstand zur Gironde
zählt. Mit dem Einfluss der kühlen Witterung zeigen sich erstaunliche Unterschiede
in Relation zur Entfernung zur Gironde.
Die ersten Blüten
fand ich im Wein am 25. Mai – natürlich nah an der Gironde. Mittlerweile geht die Blüte überall
gut voran. Das nun warme Wetter sollte perfekt sein für einen guten Blüteverlauf. Es könnte allerdings
auch zu dem Phänomen kommen, dass die Parzellen, die sich bisher vegetativ
nicht gut entwickeln konnten,
dies nun nachholen. Der Schub ins vegetative Wachstum kann durchaus in
Konkurrenz zur Blüte treten und diese schwächen. Also abwarten…
Zunächst sah es nach einer trockeneren Periode aus, daraus wurde jedoch
nichts. Drückende Hitze wechselten mit Hitzegewittern und Starkregen. Die Regenmenge summierte sich auf über 100 mm.
Die Blüte hat zum Glück nicht gelitten, jedoch kam enormer Pilzdruck auf. Auch die Unkrautbekämpfung ohne Herbizide wird in solchen Situationen
zu einer echten Herausforderung. Das vegetative Wachstum der Rebe ist in solchen Situationen enorm schnell.
Mai 2021
Nun hat es
uns doch noch erwischt. Im Verlauf des frühen Morgens vom 03. Mai kam es bei Château LASSUS auf
einer kleineren Parzelle in Dignac zu Frostschäden. Zum Glück ist der Schaden sehr
begrenzt. Wie stark diese Parzelle durch den Frost geschädigt ist, wird sich
die nächsten Tage zeigen.
In der ersten
Maiwoche kommt endlich etwas Regen. Die Sporen des Falschen Mehltau werden
bei den aktuellen Temperaturen und zunehmender Bodenfeuchte ihre Entwicklung
bald abschließen und die Reben gefährden. Bei den sensiblen Parzellen sind wir
mit den Laubarbeiten schon sehr gut voran gekommen, das nimmt etwas
Infektionsdruck heraus.
Primeur Verkostung 2020
Yves Beck
ist zu Besuch und verkostet unsere verschiedenen 2020er als
'Primeur-Proben'.
Château LE REYSSE 2020
Verkostet am 13.05.2021 von
Yves Beck
83% Cabernet Sauvignon, 15% Merlot, 2% Cabernet Franc
Das Bouquet von Le Reysse überrascht durch die Intensität und Frische seiner Frucht! Noten von Himbeeren,
Kirschen und schwarzen Johannisbeeren, gefolgt von einem erfrischenden Hauch von Minze. Cremig und feiner
Charakter am Gaumen. Die Tannine sind seidig, kraftvoll und im Einklang mit einer erstaunlich auffälligen
Säurestruktur. Hier spielt der kalkhaltige Untergrund des Médoc eine große Rolle und verleiht eine
willkommene Spannung. 2026-2045; 92-93/100
Château LASSUS 2020
Verkostet am 22.04.2021 von
Yves Beck
60% Cabernet Sauvignon, 40% Merlot
Recht einladendes Bouquet, das Noten von Kirschen und schwarzen Beeren offenbart, zu denen sich Nuancen von
Kakaobohnen und Minze gesellen. Am Gaumen ist der Wein rund und ausgewogen. Seine charmante Seite erlaubt
es ihn jung zu genießen, aber er zeigt auch eine gute Veranlagung zur Lagerung. 2024-2040; 88-90/100
Château
CLOS DU MOULIN 2020
Verkostet am 13.05.2021 von
Yves Beck
52% Cabernet Sauvignon, 45% Merlot, 3% Cabernet Franc
Angenehme Frische im Bouquet von Clos du Moulin 2020. Fruchtige und blumige Nuancen mit Düften von schwarzen
Johannisbeeren und einem Hauch von Veilchen. Schmackhafter und saftiger Charakter am Gaumen. Der Wein wird gut
von seinen Tanninen unterstützt, die etwas Fülle verleihen, während die Säurestruktur im Hintergrund steht.
Schöner aromatischer Ausdruck im Abgang. 2024-2033; 89-91/100
April 2021
Austrieb Wein - Merlot
Der Wein
treibt aus. Die weiterhin kühlen Temperaturen haben den Austrieb noch etwas
hingezögert. Im Gegensatz zu Regionen südlich und östlich von Bordeaux und
vielen anderen Weinregionen in Europa, bleiben wir Anfang April von Schäden
durch Spätfröste verschohnt. Dies ist der Nähe zur Gironde (0-2 km) sowie
dem Atlantik (20 km) geschuldet. Trotz der starken Temperaturschwankungen
ist der Austrieb homoren und vielversprechend.
Aufgrund des milden Winters, sowie der ‚verträglichen‘ Pflanzenschutzmaßnahmen
der letzten Jahre haben sich die Gehäuseschnecken zu einer wahren Plage
entwickelt. Der Schaden den diese Tierchen anrichten können ist enorm. Wird
die frisch geöffnete Knospe angefressen, sind die Anlagen für die ersten
Blätter und Blüten beschädigt. Der Austrieb ist verkrüppelt und es gibt
kaum/keine Trauben. Die Rebe überwindet das und kann später Blattwerk
aufbauen - Trauben gibt es kaum.
Die Trockenheit vereinfacht die Unkrautmaßnahmen enorm. Der Bewuchs ist
nicht sehr stark und macht den Reben kaum Konkurrenz. Zudem ist die Bodenbearbeitung
unter den Rebstöcken sehr effektiv. Einmal ausgearbeiteter Bewuchs wächst
bei dieser Trockenheit nicht mehr an und vertrocknet schnell.
Ähnliches gilt für die Pflanzenschutzmaßnahmen. Es gibt kaum Pilzdruck.
Die Sporen des Falschen Mehltaus werden bei dieser Trockenheit im Boden
in ihrem Reifeprozess gebremst und sind nicht infektiös. Allenfalls der
Echte Mehltau kann die jungen Austriebe der Reben befallen. Die sensiblen
Parzellen mussten nur einmal mit Schwefel behandelt werden. Ansonsten waren
Pflanzenschutzmaßnahmen kein Thema.
März 2021
Frühjahr
Auf
einem sehr nassen und milden Winter folgt ein sehr trockenes und eher kühles
Frühjahr. Die Böden in unseren Rebanlagen sind im Laufe des März trocken
geworden. Dadurch erwärmen sie sich tagsüber schneller und fördern einen
frühen Austrieb, trotz kritischer Nachtemperaturen. Die Gefahr von Schäden
durch Spätfröste ist in solchen Situationen sehr gross.
Die Vegetation startet Anfang März. Die Eschen und
die ersten Frühjahrsblumen blühen. Die ersten Orchideen in unseren
Rebanlagen blühen pünktlich zum Frühlingsanfang um den 20. März. Auch der Wein steht
nun in den Startlöchern. Das zeigt sich an der Rotfärbung der Knospen. Da es
weiter trocken geblieben ist wärmen sich die Böden schneller auf, können
über Nacht
jedoch auch weniger wärme speichern. Deshalb steigt die Gefahr von
Spätfrösten in den frühen Morgenstunden. Wir schneiden die gefährdeten Lagen so spät wie möglich,
wodurch der Austrieb hier um bis zu 10 Tage verzögert wird.
Artikel aus dem Jahr 2020 sind hier: Medoc
2020
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